In der Schützenhalle Geseke proben Kapellen jetzt auf Abstand
Geseke – Ein leicht muffiger Geruch kommt aus der Geseker Schützenhalle. Wo eigentlich am Wochenende die Bürger-Schützen ihr Hochfest feiern wollten, stehen jetzt Holzstühle quer über die Fläche verteilt – mit zwei Meter Abstand in alle Richtungen. Denn die Stadtkapelle Geseke probt zum ersten Mal nach 83 Tagen wieder.
„Es hat drei Anläufe gebraucht, das Konzept mit dem Ordnungsamt abzustimmen“, sagt der erste Vorsitzende Sebastian Sickmann. Aber jetzt ist alles abgesegnet und die Stühle sind mit zwei Metern Sicherheitsabstand in alle Richtungen gestellt. Ein Desinfektionsspender steht zudem am Eingang bereit. Gemeinsam mit dem Tambourkorps Geseke wurde eine Lösung ausgearbeitet.
Da außer der Schützenhalle kein Raum die nötige Größe hatte, wechseln sich die Musikgruppen durch die Unterstützung von Schützenverein und Ordnungsamt jetzt dort ab. In der einen Woche probt die Stadtkapelle am Donnerstagabend und das Tambourkorps am Freitag – in der nächsten Woche wird getauscht. So können auch die Stühle an ihrem vorgesehenen Platz bleiben.
Es ist kurz vor 19 Uhr. Die Halle füllt sich nach und nach. „Ich bin grad noch ein bisschen geflasht“, sagt eine Musikerin mit Blick auf den Innenraum der Schützenhalle. So hatte sich die Kapelle ihr 101. Jahr mit Sicherheit nicht vorgestellt.
Die letzte Probe liegt schon fast zwölf Wochen zurück. „Das war eine Woche vor unserem Frühjahrskonzert, das wir dann leider absagen mussten“, sagt Dirigent Hans Volmer.
Die Stimmung ist heiter. Die meisten haben sich lange nicht gesehen. Es gibt viel zu erzählen, mit nötigem Sicherheitsabstand, versteht sich. „Ich freu mich drauf. Auf einem Blasinstrument macht es einfach mehr Spaß in der Gruppe“, sagt Volmer und ist sich sicher: „Gespannt sind glaube ich alle.“ Der Abstand sei auch kein Problem, solange alle auf den Dirigenten schauen würden. Vor dem eigentlichen Thron ist ein Hochstuhl aufgestellt. „Der ist für dich“, sagt Sickmann zu Volmer und lacht. Natürlich nur ein Scherz.
Wuseliges Pauken und Tröten füllt die Halle mit Klang. Rund 40 Leute sind zur Probe gekommen. Als Volmer den Taktstock hebt, wird es schlagartig ruhig. Die ersten Takte von „Ave verum“ ertönen. Ein ruhiges Kirchen-Stück zum Aufwärmen.
Nach dem letzten Ton wird es unruhig. „Irgendwie seltsam“ oder „War das schon immer so anstrengend?“, kommt es von den Musikern. „Bis zum Schluss zusammen. Sehr gut“, sagt Volmer und fällt ein positives Urteil.
Stück für Stück wird geprobt. Nicht zuletzt bei dem Marsch „Waidmannsheil“ kommen echte Schützenfest-Gefühle auf. Aber in diesem Jahr wird wohl kein König auf den Schultern mit dem bekannten Stück zur Theke geleitet. Auch die Pauke hallt mehr als sonst in der leeren Halle. „Das ist überhaupt nicht komisch“, sind sich die Bläser in der letzten Reihe dennoch einig. Alle freuen sich endlich wieder proben zu dürfen – so auch das Tambourkorps, das einen Tag später probte.
Auch hier liegt die letzte Probe fast ein Vierteljahr zurück. „Seitdem ruhte unser komplettes Vereinsleben“, erklärt der Vorsitzende Alexander Dreier. Es sei schön, jetzt wieder ein Stückchen Normalität zurückzuerhalten. Da der Schützenfestauftakt flach gefallen ist, will der Verein in den ersten Proben vor allem die Schützenfest-Klassiker proben.
Eventuell könnte das aber auch die erste und zugleich letzte Probe für die nächste Zeit gewesen sein, denn die Auflagen des Landes sollen sich noch einmal konkretisiert haben. Mit Tüchern vor der Trompete oder hinter Plexiglas proben – das kann man sich hier nur sehr schwer vorstellen.
Quelle: Der Patriot